Manche Orte erzählen Geschichten – Geschichten von Familien, von Naturkräften und von unverbrüchlichem Zusammenhalt. Unser gemeinschaftlich privater Steg anschließend an die Ostseeallee in Niendorf ist genau so ein Ort. Er ist mehr als nur eine Holzkonstruktion über dem Wasser; er ist ein stiller Zeitzeuge, der schon so manchen Sturm überdauert hat. Begleite uns auf eine Reise durch seine bewegte Vergangenheit, die von einem besonderen Spitznamen, eisigen Winternächten und einer verheerenden Sturmflut erzählt, bis hin zu einem Neuanfang, der uns alle verbindet. Diese Woche starten wir mit dem Ursprung, dem Erbe des „Schmolle“.
Kapitel 1: Ein Steg, eine Familie, ein Spitzname – Das Erbe des „Schmolle“
Wenn man unseren Steg an der Ostseeallee betrachtet, fällt vielleicht nicht jedem sofort das kleine, unauffällige Schild mit der Aufschrift „Schmolle“ auf. Doch für Kenner und Eingeweihte birgt dieser scheinbar unscheinbare Schriftzug eine tiefe Geschichte und eine Verbindung zu einer der prägendsten Persönlichkeiten Lübecks: Günter „Molle“ Schütt.
Der Steg, den wir heute so schätzen, war einst im Besitz der Familie Schütt, untrennbar verbunden mit dem Bauunternehmen „Friedrich Schütt + Sohn“, das von Günters Vater, Maurermeister Friedrich Schütt, 1950 in Lübeck gegründet wurde. Doch es war Günter „Molle“ Schütt selbst, der zu einer echten Institution in der Hansestadt wurde. Als Sohn des Gründers führte er nicht nur das Baugeschäft erfolgreich weiter, sondern hinterließ auch jenseits der Unternehmenswelt tiefe Spuren.
Günter Schütt, liebevoll „Molle“ genannt, war ein Visionär und Macher, dessen Engagement weit über seine beruflichen Erfolge hinausging. Er war ein anerkannter „VIP“ in Lübeck – nicht nur als Bauunternehmer, der die Stadt mitgestaltete, sondern auch als leidenschaftlicher Unterstützer und langjähriger Funktionär des VfB Lübeck. Seine Rolle beim Bau der Haupttribüne und der Flutlichtanlage am Lohmühlenstadion machte ihn zu einer wahren Vereinslegende. Sein kürzlicher Tod hat viele in Lübeck und darüber hinaus tief berührt.
Das Schild „Schmolle“ an unserem Steg war somit weit mehr als nur ein Name. Es war eine liebevolle Hommage, eine Brücke zur Geschichte dieser außergewöhnlichen Familie und ihres Erbes, das bis zu diesem idyllischen Fleckchen Ostseeküste reicht. Es erinnert uns an die Zeit, als dieser Steg noch direkt in ihren Händen lag, bevor er zum gemeinsamen Schatz unserer Eigentümergemeinschaften wurde. Es ist der Beginn einer Geschichte, die von Beständigkeit, Wandel und der unglaublichen Kraft der Natur erzählt.